Tchaikovsky

Ausgehend von Archivdokumenten, die im Staatlichen Tschaikowsky-Museum aufbewahrt werden, und Briefen, die erst 2009 veröffentlicht wurden, schuf der preisgekrönte spanische Choreograf Cayetano Soto für das Rijeka Ballet das Stück Tchaikovksy, gewidmet dem großen russischen Komponisten, dem wir die schönsten Ballettpartituren des späten 19. Jahrhunderts verdanken. Erstmals im Februar 2023 im Kroatischen Nationaltheater in Zagreb im Rahmen des Programms K-HNK:Consortium of Croatian National Theatres aufgeführt, entsteht Tchaikovsky aus den kraftvollen Körpern der zweiundzwanzig Tänzerinnen und Tänzer der von Maša Kolar geleiteten Kompanie. Soto – der bereits bei Tanz Bozen im Rahmen des Schwanensee-Abends von Gauthier Dance zu sehen wa – ist mehr an den Fakten und Geheimnissen im Leben des Komponisten als an seiner künstlerischen Tätigkeit interessiert und versucht bei der Rückkehr zu dessen Musik (hier eine Auswahl aus seinem umfangreichen Opus neben dem Ballett) mehr den Menschen als den Künstler zu ergründen. Tschaikowsky war im Russland des späten 19. Jahrhunderts gezwungen, seine Homosexualität zu verbergen. Er lebte in diesem Zwiespalt zwischen einem gewöhnlichen Leben in der Gesellschaft und einer dunklen, inneren Seite, die den allermeisten verborgen blieb und die im tragischen Epilog seines Lebens, dem Selbstmord, zum Vorschein kommen sollte. Im Tanz porträtiert Soto den Menschen Tschaikowsky mittels seines ausgefeilten Stils, in dem sich technisch hochgradig schwierige Bewegungen mit tendenziell eher expressiven Szenen und Momenten bis hin zur Groteske abwechseln.