Musik & Konzerte

Anton Bruckner

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Konzert mit sakralen Chorwerken anlässlich des 200.Geburtstages von Anton Bruckner (1824-1896)

Das Ensemble VocalArt Brixen widmet sich im vorliegenden Konzertprogramm dem Jahresregenten Anton Bruckner (* 1824 in Ansfelden, Oberösterreich; † 1896 in Wien), der mit seinen Kompositionen für Chor a-capella neue Maßstäbe gesetzt und eine Reihe Motetten geschaffen hat, die bis heute als Ikonen der Chormusik gelten. Mitte des 19. Jahrhunderts kam in der Kirchenmusik mit dem Cäcilianismus, ausgehend von Regensburg, eine tiefgreifende Reformbewegung auf, um der als zu opernhaft geltenden Wiener Klassik ein Ende zu bereiten. Im Sinne einer missverstandenen und stark vereinfachten Vokalpolyphonie nach Palestrina versuchte man, der Musica Sacra einen allzu bigotten Charakter aufzudrücken und lief damit aber Gefahr, musikalisch hochwertige Literatur zu verdammen oder deren Neuschöpfung dauerhaft zu unterbinden. Bruckner verstand diese Dynamiken und versuchte, dem entgegenzuwirken, indem er einen Stil entwickelte, der sowohl am Puls der Zeit, aber eben auch in gewisser Weise genuin „kirchlich“ war und welcher den gestrengen Cäcilianisten zumindest nicht a-priori widerstreben sollte. Mit den Anklängen an die Polyphonie des 16. Jahrhunderts und die Wahl des bis dahin eher die Ausnahme bildenden, unbegleiteten Chorgesangs erreichte der Komponist eine schlichte, aber feierliche Erhabenheit, die er durch die tonmalerischen Mittel der Hoch- und Spätromantik durchaus ins Monumentale zu steigern wusste. Als Reaktion auf ultra-chromatische Chormusik, etwa von Giuseppe Verdi, komponierte Bruckner sein „Os justi“: ganz in der lydischen Kirchentonart (F-Dur ohne vorgezeichnetes b) gehalten, verzichtet er im gesamten Stück auf zusätzliche Vorzeichen, verminderte Akkorde oder Alterationen und lieferte damit den Beweis, dass auch mit scheinbar einfachsten Mitteln expressive Musik erzeugt werden kann. In diesem Programm erklingen zwischen den großen Motetten einige seltener gehörte, kleiner strukturierte Werke aus den frühen Jahren Bruckners, die so den Werdegang des Komponisten auf mehrdimensionale Weise nachzuzeichnen versuchen. In der Mitte des Programms erklingt ein Orgelwerk von César Franck, der mit Bruckner neben dem Alter vor allem eines gemeinsam hat, nämlich die Offenheit für die bahnbrechenden kompositorischen Neuerungen Richard Wagners. Unter den Musikern Wiens führte dies zeitweise zu einem regelrechten Stellungskrieg zwischen „Brucknerianern“ und „Brahmsianern“ geführt hatte. Unter all diesen Einflüssen gelang es Bruckner, einen unverkennbaren Stil im Spannungsfeld zwischen altehrwürdiger Vokalpolyphonie, österreichischem Lokalkolorit (Wiener Klassik) und spätromantischer Symphonik herauszubilden.